Wer derzeit einen Corona-Test machen muss, braucht vor allem eines – Zeit. Daran können zukünftig 15-Minuten-Schnelltests, wie jetzt in einem Pilotprojekt vorgestellt, etwas ändern. In der anrollenden „Erkältungssaison“ braucht es eine gezieltere Teststrategie. Neben Corona Tests werden nun Influenza- und RSV-Tests zwingend für eine gezielte Diagnose und Therapie.
Ein Mann mit Bindehautentzündung, eine Frau mit Fieber und Halsweh, ein Kind mit starkem Husten. Und der Arzt muss sofort und teilweise telefonisch entscheiden, ist das ein Corona-Verdachtsfall oder nicht? In vielen Fällen werden derzeit Patienten im Zweifel zum Corona-Test geschickt. Wer nicht gerade ein Studium an der WU startet und in den Genuss eines Antigen-Schnelltests kommt, muss derzeit noch einen PCR Test machen und etwa 48 Stunden in Quarantäne auf das Testergebnis warten. In Wien kann es auf Grund der vielen Tests sogar bis zu fünf Tage dauern, bis es überhaupt zu einem Test kommt. Rechnet man das Warten auf das Testergebnis dazu, ist schon die halbe Quarantänezeit vorbei. Die Kritik folgte umgehend und berechtigt. Denn in vielen Fällen ist der Test nicht nur negativ, die Patienten verlieren oft auch wertvolle Zeit für die Behandlung. Dann nämlich, wenn es um ebenso ernstzunehmende Erkrankungen wie Grippe oder das humane RSV (Respiratorische Synzytial-Virus) geht.
Mit Ausschlussverfahren zur schnelleren Diagnose
Sowohl bei Influenza als auch RSV treten – ähnlich wie bei einer Corona-Infektion – Fieber und Husten auf. Bei RSV, das vor allem für Kleinkinder und Babys aber auch für ältere Personen gefährlich werden kann, kommt es zudem oft zu Atembeschwerden und Atemnot. Eine rasche adäquate Behandlung innerhalb der ersten 48 Stunden kann den Krankheitsverlauf entscheidend abschwächen und mildern. Umso wichtiger ist eine gute Diagnose. Deshalb gibt es für Influenza-Viren und das RSV bereits seit vielen Jahren erprobte Antigen-Schnelltests, die innerhalb von 15 Minuten direkt in der Arztpraxis oder auch im Labor ein zuverlässiges Ergebnis liefern.
Gezieltere Teststrategie spart Zeit und Kosten
Eine differenzierte Teststrategie könnte helfen, rascher zu einer adäquaten Behandlung zu kommen. Die Symptome von Influenza und RSV sind denen einer Corona-Erkrankung sehr ähnlich. Neben einem Corona-Test wäre es daher sinnvoll, gleich auch Influenzatests oder bei Kleinkindern RSV-Tests durchzuführen. Das würde Teststraßen und Labore entlasten und eine raschere Diagnose liefern. Während ein Corona-Test derzeit je nach Labor zwischen 120 und 150 Euro kostet, belaufen sich die Kosten für Influenza-Tests auf 40-60 Euro, bei RSV auf 35-50 Euro für den Patienten. Der Nachteil der momentan eingesetzten Corona-RT-PCR Tests ist definitiv die Zeitspanne zwischen Abstrich und Ergebnis und dass die Proben in einem Labor untersucht werden müssen.
Neue Schnelltests auf dem Prüfstand
Corona Antigen-Schnelltests, wie sie jetzt in dem Pilotprojekt in Wien vorgestellt wurden, könnten sich als Game-Changer herausstellen, weil sie wie bei Schnelltests für Grippe oder eben RSV, einen Nachweis ohne aufwändige Laborausstattung binnen 15 Minuten ermöglichen. Erste Tests sind bereits verfügbar, man muss aber noch abwarten wie die Qualität und Performance dieser Tests sein wird. Heißt also: Antigen Schnelltests könnten als günstigere Alternative zu RT-PCR Test eingesetzt werden. Zum Beispiel in Screenings, die Bestätigung könnte dann durch RT-PCR (derzeit Golden Standard) erfolgen. Zum Aufspüren der hochinfektiösen Personen würde vermutlich eine Sensitivität von 93% reichen. Um RT-PCR Tests abzulösen müsste die Sensitivität deutlich höher sein.
Neue Corona-Tests können noch Monate dauern
Das große Aber liegt am österreichischen Markt. Wenn ein Unternehmen sagt, es wird einen Schnelltest auf den Markt bringen, kann es noch Monate dauern, bis dieser Test in ausreichender Menge in Österreich erhältlich ist. Diagnosen nach dem Ausschlussverfahren könnten hier helfen, das Gesundheitssystem zu entlasten. Ein Vergleich des weltweiten Bedarfs an RT-PCR Tests mit den Produktionskapazitäten der Hersteller zeigt, dass es in Zukunft zu massiven Engpässen an RT-PCR Tests kommen kann. Umso mehr muss rasch über alternative Teststrategien nachgedacht werden.